Silvester steht unmittelbar vor der Tür- mit der leider unerfreulichen Knallerei.
Unsere Vierbeiner reagieren höchst unterschiedlich. So interessieren sich manche Hunde überhaupt nicht dafür oder werden allenfalls geringfügig unsicher, während andere in völlige Panik (sogar über Tage) geraten.
Damit ist es dann auch meist mit der Ruhe und Gelassenheit des Hundebesitzers vorbei.
Ab morgen beginnt der Verkauf der Feuerwerkskörper und so muss man an jeder Ecke mit Böllern rechnen.
Was kann man jetzt noch tun:
Das Wichtigste ist, dass der Hundebesitzer ruhig bleibt, denn unser Vierbeiner spürt unsere Sorgen sofort und damit verstärken wir seine Ängste. Unser Hund sollte unbedingt die nächsten Tage doppelt gesichert sein! Sprich Halsband und Geschirr sowie 2 Leinen. Besser ist es, an einen ruhigen Ort zu fahren und nur einen kurzen Spaziergang zu machen und zuhause den Hund mit interessanten Spielen und feinen Leckereien abzulenken. Beruhigend sind oft Kauartikel und oft noch besser langes Schlecken-dazu eignet sich am besten ein gefüllter KONG.
Bei völlig panischen Hunden sollte man mit dem Tierarzt über eine medikamentöse Behandlung sprechen.
Leider wird nicht selten Sedalin Gel® (Wirkstoff Acepromazin) vom Tierarzt verabreicht. Dieses Medikament ist jedoch kontraindiziert! Hier muss mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen gerechnet werden und zwar von völliger Sedierung und Kreislaufkollaps bis paradoxer extremer Unruhe und Muskelzittern. Außerdem sind Hunde durch die starke Sedation meist nicht mehr in der Lage sich adäquat zurückzuziehen, so dass sogar mit einer vermehrt auftretenden Angst zu rechnen ist.
http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?wir/00000006/1007_07.htm?wir/00000006/1007_00.htm
Deshalb sollte Acepromazin nicht mehr gegeben werden. Von vielen Tierärzten wird diese Therapie mittlerweile auch völlig abgelehnt.
Benzodiazepine (ein analoges Medikament aus der Humanmedizin ist Valium®) oder Alparzolam können gut im akuten und schwerwiegenden Fall eingesetzt werden und wirken gut anxiolytisch (Angst lösend). Bei jedem Hund muss die individuelle Dosis festgelegt werden. Hier steht die beruhigende, angstlösende Wirkung im Vordergrund, die Sedation ist nicht so ausgeprägt wie bei Acepromazin. Es ist sinnvoll, die Therapie schon 2-3 Tage vor Silvester zu beginnen.
Der Hund muss draussen unbedingt an der Leine bleiben und im Haus genügend Rückzugsmöglichkeiten haben.
http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?wir/00000043/9145_04.htm?wir/00000043/9145_00.htm
Nichtsdestotrotz kann es aber auch bei den Benzodiazepinen zu paradoxen Nebenwirkungen wie Unruhe kommen. Desweiteren gibt es Hunde, die einfach nicht auf die Therapie ansprechen.
Bevorzugt werden sollten aber nach wie vor eher Pheromone (als Halsband und/oder Zerstäuber) L-Tryptophan (Relaxan® und Relaxan plus®) ist eine essentielle Aminosäure α-Casozepin Zylkène® wobei Relaxan und Zylkene kombiniert werden können und/oder Phytopharmaka (pflanzliche Medikamente).
Dazu gehören Baldrian, Melissenblätter, Johanniskraut, Passionsblumenkraut, Lavendel, Hopfen. Als fertige Medikamente stehen Canised® (mit zusätzlichem Vit.B und Kalium) sowie Vivosed® mit zusätzlich Magnesium und L-Thryptophan (Aminosäure eine Vorstufe des sogenannten Glückshormons Serotonin).
Eine medikamentöse Therapie sollte immer begrenzt sein und nicht in Form von Fertigfuttermittel gegeben werden. Bei Lavendel kann es zu Magen-Darm-Beschwerden kommen (beim Menschen auch). Johanniskraut kann eine Photoallergie auslösen, das heisst es kommt bei Sonneneinstrahlung zu einer Art Sonnenbrand. Das ist sicher bei gut behaarten Hunden kein Problem, bei sehr hellhäutigen, insbesondere glatthaarigen Hunden würde ich davon absehen.
Bei Einsatz von psychotropen Substanzen ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Verhaltenstherapeut und Hundebesitzer unbedingt erforderlich und sollte auf jeden Fall das Mittel der letzten Wahl sein!
Weiter werden eingesetzt Homöopathische Mittel( ZB. Aconitum- blauer Eisenhut, Ignatia- Ignatiabohne u.a.), Bachblüten, Schüßler Salze, Aromatherapie.
Schnell zu Hand ist auch ein Thundershirt. Wer so schnell keines mehr besorgen kann, kann auch ersatzweise ein eng anliegendes Kindershirt benützen oder einen zirkulären Verband anlegen. Wenn möglich sollte man, die Fenster verdunkeln.
Das wichtigste scheint mir aber nach wie vor , dass wir Menschen uns so „normal" wie möglich verhalten, damit wir unseren Stress nicht auf den Hund übertragen. Wir sollten auch nicht die Lernfähigkeit unserer Hunde unterschätzen und gleich im neuen Jahr mit der Desensibilisierung von angsteinflößenden Geräuschen beginnen.
Wir wünschen Euch einen guten und sicheren Rutsch ins neue Jahr 2016
von Dr. Kirsten Berger
Zurzeit haben wir keinen Newsletter für Sie